Fuss e.V. - Veranstaltung „Kind und Verkehr“

 

am 21.9.2020 in der Schule an der Karl-Lerbs-Straße

 

 

Die Schulleiterin, Frau Helke Lütjen wies auf die Dringlichkeit der Verkehrssicherheit im Bereich der Schule hin. Alle Kinder sollten möglichst zu Fuß sicher zur Schule kommen können.
Frau Angelika Schlansky von FUSS e.V. stellte dar, dass die Versuche, Kinder verkehrsgerecht zu erziehen, gescheitert seien und es darauf ankäme, dem Fußverkehr in der Stadt den ersten Stellenwert zu geben:
Breite und freie Bürgersteige, mehr Querungshilfen, Tempo 30 flächenhaft, dauerhafte Spielstraßen wie in Kiel.
Die Bewegungsfreiheit der Kinder sollte der Maßstab künftiger Verkehrsplanung sein.


Frau Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Ärztin und Mitglied des Bundestages für BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN wies auf die Bedeutung der Körperbewegung für die gesunde Entwicklung der Kinder hin. Kinder, die zu Fuß gehen, erleben Schritt für Schritt die Eigenwirksamkeit. Das Gehen befördert die Lernfähigkeit, z.B. das Verständnis für Mathematik, das räumliche Denken. Es erleichtert soziale Kontakte, beugt Zivilisationskrankheiten vor, wie Adipositas und Depressionen.


Frau Anne Mechels, Team Nahmobilität beim SKUMS erläuterte, was die Stadt Bremen zukünftig für den Fußverkehr unternehmen will und erklärte, dass es erst seit 2 Jahren verantwortliches Personal für den Bereich Fußverkehr gibt. Eine AG Fußverkehr ist geplant. Sie betonte die Bedeutung des FUSS e.V. bei den Bemühungen der Stadt, hier voranzukommen.


Herr Sebastian Mannl, Leiter des ASV seit 1.6.2020 wies auf die Schwierigkeiten bei der Verkehrsplanung hin:
Man weiß nicht, wie sich das Verkehrsgeschehen entwickelt und wie man den Verkehrsraum daran anpassen muss. Um finanzielle Ressourcen zu sparen, wäre es wohl am besten, den Verkehrsraum so anzupassen, dass alles möglich ist, wie z.B. bei shared space. Zur Schwierigkeit bei der Einrichtung von Zebrastreifen: Es gibt Bundesvorschriften, die besagen, dass man den Verkehrsfluss nicht unnötig unterbrechen darf. Tempo 30 verträgt sich nicht mit den Zielen der BSAG, die bei Tempo 30 zusätzliche Waggons anschaffen müsste. Es fehlt an Geld und Personal, auch für den Unterhalt der Verkehrsinfrastruktur. Herr Mannl sah in einer flächendeckenden Temporeduzierung auf 30 km/h einen anstrebenswerten Hebel zur Erhöhung der Sicherheit auf Schulwegen.


Frau Saskia Wegelein, Sprecherin der Elterninitiative SiWeKi – Sichere Wege für Kinder in der Bremer Neustadt, wies darauf hin, dass auf Schullotsen absichtlich verzichtet würde, dass es vielmehr Ziel der Eltern in der Neustadt sei, dass die Kinder eigenständig und sicher zu Fuß zur Schule kommen. Besonders gefährlich sei die Thedinghauser Straße, an der die Kinder keinerlei Schutz hätten; hier führen die Autos viel zu schnell. Man müsse Angst um seine Kinder haben.


Am Schluss gab es noch eine produktive Diskussion, die von Herrn Wolfgang Köhler-Naumann moderiert wurde.
Fazit: Die Stadt Bremen sollte den Mut haben, endlich Maßnahmen zu ergreifen, die dem Fußverkehr und damit auch der Bewegungsfreiheit der Kinder dienen.
Nahziel: Temporeduzierung an allen städtischen Straßen, an denen Kinder gehäuft zur Schule gehen.
_____
Angelika Schlansky, 29.9.2020